- Wanderungen von morgen
- Wanderungen von morgenDie Weltbevölkerung wächst, und mit ihr wachsen ökonomische und ökologische Probleme, die zu Migrationsbewegungen führen. So resümiert die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung: »Eine zunehmende Belastung von Boden und Wasservorräten hemmt die Entwicklung in immer mehr Ländern. Waldbestände und Artenreichtum sind in Gefahr. Aufgrund von Klimaveränderungen drohen ein Ansteigen des Meeresspiegels, die Ausbreitung von Schädlingen und Krankheiten und ein Rückgang der Ernten... Die andauernde Armut mit ihren bekannten Begleiterscheinungen — Analphabetismus und schlechter Gesundheitszustand — behindert die gesellschaftliche Entwicklung und verstärkt Umweltprobleme. All das hat sehr viel mit Bevölkerungsentwicklung zu tun.«Ein Ende des zerstörerischen Kreislaufs aus Bevölkerungswachstum und Umweltzerstörung ist bis heute nicht in Sicht. Misswirtschaft und Profitgier verschärfen das Problem: »Um die Zinsen für die Staatsverschuldung zu bezahlen und gleichzeitig einen minimalen Lebensstandard aufrechtzuerhalten, haben einige Länder Raubbau an ihrer Kapitalbasis und ihren natürlichen Ressourcen betrieben«, warnt die UNHCR-Agenda von 1999. Wenn sich die wirtschaftlichen, ökologischen und demographischen Rahmenbedingungen nicht jetzt schon ändern, sind gigantische Flüchtlingsprobleme in Zukunft unvermeidlich.Umweltzerstörung als MigrationsmotorErosion, Hochwasser, Trinkwasserknappheit und -verschmutzung treiben bereits heute Millionen von Menschen in die Flucht. Und diese Migranten sind wahrscheinlich nur die Vorhut eines gewaltigen Flüchtlingsstroms. Migrationsforscher prognostizieren für die Zukunft eine fortschreitende Besiedelung und Kultivierung ökologisch labiler Regionen sowie eine Zunahme der Landflucht und der Verteilungskämpfe um Arbeit und Nahrung. Der Hamburger Wirtschaftspolitiker Thomas Straubhaar rechnet deshalb mit einem »ansteigenden Migrationspotenzial nach Westeuropa«.Wird ein solcher Flüchtlingsstrom alle Grenzen überrollen? Horrorszenarien mit Milliarden hungriger und zerlumpter Migranten, die durch nichts mehr zu stoppen sind, wurden schon mehrfach beschrieben. Tatsächlich aber hat die Zahl der Flüchtlinge in Europa während der vergangenen Jahre nicht zu-, sondern sogar abgenommen. Derzeit sind nicht die reichen Industrienationen des Westens das Hauptauffangbecken für Asylsuchende, sondern die armen Entwicklungsländer. Nach Angaben der UNHCR gab es 1997 in Afrika 3,4 Millionen Migranten, in Asien 4,7 und in Europa 2,9 Millionen.In der Agenda »The State of the World's Refugees« aus dem Jahre 1999 beurteilen die UN-Experten diese Zahlen kritisch: Die restriktive Flüchtlingspolitik und die strengen Einwanderungskontrollen der Industriestaaten treibe Migranten in die Hände von Schlepperbanden, die sie auf illegalen Wegen in die Industriestaaten brächten. Da die Flüchtlinge die Wucherpreise dieser illegalen Organisationen häufig gar nicht bezahlen könnten, würden sie in den Ankunftsländern zu Prostitution oder Drogenhandel gezwungen und damit endgültig in die Illegalität gedrängt.»In den letzten Jahrzehnten haben die Staaten einander bei der Formulierung und Durchführung neuer restriktiver Bestimmungen kopiert«, schreiben die UN-Experten in ihrer Agenda weiter. Zugleich weisen sie darauf hin, dass diese Abschottung unverantwortlich sei: »Die Regierungen in Europa und in anderen reichen Regionen haben eine historische und moralische Verantwortung, das Recht auf Asyl aufrechtzuerhalten.«Die neue Dimension der ErosionIm ausgehenden 20. Jahrhundert hat die Erosion ein nie da gewesenes Ausmaß erreicht. Der steigende Bevölkerungsdruck in vielen Ländern drängt Bauern in ökologisch labile Gebiete, in denen eine landwirtschaftliche Nutzung nicht ohne Folgeschäden möglich ist.Ackerbau und die Gewinnung von Brenn- und Bauholz in exponierten Lagen führen zur Erosion der Böden. In den unterindustrie-alisierten Ländern kochen und heizen gegenwärtig zwei Milliarden Menschen ausschließlich mit Holz. »Vierhundert Millionen Menschen leiden unter Brennholzknappheit; anders gesagt, sie haben bereits alle Bäume, Sträucher und Büsche, die sie in ihrer Umgebung fanden, verfeuert«, so Gerard Piel. So sind im Himalaja die Folgen von Abholzung und landwirtschaftlicher Nutzung bereits deutlich zu erkennen: Der ungeschützte Humusboden wird vom Regen fortgewaschen und vom Wind verweht. Die obere Bodenschicht kann das Regenwasser nicht mehr zurückhalten, die Folge sind versiegende Brunnen und Dürren im Oberlauf der Flüsse sowie Überschwemmungen in den tiefer gelegenen Gebieten wie im Gangestal.Problematisch ist der Ackerbau auch in Trockengebieten wie zum Beispiel der Sahelzone. Hier führt die Erosion zur Ausbreitung von Wüsten. Selbst in den regenreichen, tropischen Gebieten können Ackerbau, Viehzucht, Plantagen- und Holzwirtschaft zu Problemen führen, wenn sie im großen Maßstab betrieben werden. Nach dem UN-Waldbericht von 1998 wurden zwischen 1991 und 1995 ungefähr 11,3 Millionen Hektar Wald gerodet. Der größte Anteil entfiel dabei auf Bolivien, Brasilien, Indonesien, Malaysia, Mexiko, Venezuela und Kongo-Zaire.Die Erosion kann regional und überregional dramatische Folgen haben: Durch die Zerstörung der Böden verlieren Bauern und ihre Familien die Existenzgrundlage und werden zur Migration gezwungen. Überschwemmungen im Unterlauf der Flüsse erzeugen gewaltige Flüchtlingsströme und die Abholzung des Regenwalds beschleunigt zudem die globale Klimaveränderung.Zeitbombe KlimaNach Berechnungen der Experten des »Intergovernmental Panel on Climate Change« wird die Durchschnittstemperatur weltweit bis zum Ende des 21. Jahrhunderts um bis zu drei Grad Celcius zunehmen. Durch eine derartige Erwärmung, so die unabhängigen Klimaexperten, wird der Meeresspiegel um 15 bis 95 Zentimeter ansteigen. Die dadurch bedingte Überschwemmung von Küsten und Flussmündungen wiederum wird Millionen Menschen zu Flüchtlingen machen. Die erwartete Verschiebung der Klimazonen dürfte zudem die Nahrungsmittelproduktion in vielen Gebieten der Erde massiv erschweren.»Die Industrieländer sind die Hauptverursacher der wichtigsten globalen Umweltzerstörungen«, erklärten Wissenschaftler vom Forschungsprojekt Environments and Conflicts Project (ENCOP). »Sie zeichnen vor allem verantwortlich für die Kohlendioxid-, Stickoxid- und Schwefeldioxidemissionen, die Zerstörung der Ozonschicht der Stratosphäre, den photochemischen Smog und die toxischen Abfälle. Ihre Einwohnerschaft — 20 Prozent der Weltbevölkerung — verbraucht rund 80 Prozent der Weltressourcen und verursacht 80 Prozent des Schadstoffausstoßes.«Würden alle Länder der Erde bei ihrer wirtschaftlichen Entwicklung in die Fußtapfen der Industrienationen treten, wäre ein ökologisches Desaster vorprogrammiert. »Wenn sich Technik und Ressourcenverbrauch nicht ändern, bedeutet der höhere Konsum höhere Umweltbelastung«, warnt die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung.Klimaforscher empfehlen deshalb, die Kohlendioxidemission weltweit um sechzig Prozent zu senken. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die reichen Industrienationen aber nicht nur neue und energiesparende Techniken einsetzen und den Verbrauch fossiler Rohstoffe senken, sondern die neuen Technologien auch den armen Ländern zur Verfügung stellen und deren nachhaltige Entwicklung massiv fördern.Die Trinkwasser-FalleTrinkwasser ist schon heute ein knappes Gut. Mehr als 430 Millionen Menschen in 28 Ländern leiden unter Wassermangel oder -knappheit, die Tendenz ist steigend. Nach Berechnungen der Vereinten Nationen werden in 25 Jahren voraussichtlich mindestens 2,6 Milliarden Menschen betroffen sein. Probleme bereitet die Wasserversorgung derzeit in Afrika, im arabischen Raum und im Nahen Osten. Südlich der Sahara, wo sich die Bevölkerung rasch vermehrt, sind Engpässe bereits vorhersehbar. Weil Flüsse und Seen nicht an den geographischen Grenzen aufhören, rechnen die Experten in Zukunft sogar mit Kriegen ums Wasser.Staudämme sorgten schon in der Vergangenheit für politische Konflikte und ökologische Probleme. Ägypten etwa streitet sich seit Jahren mit dem flussaufwärts liegenden Nachbarstaat Sudan über die Nutzung des Nilwassers. Seit der mächtige Assuan-Staudamm fertig gestellt ist, können die ägyptischen Bauern zwar zwei Ernten statt einer einbringen, doch der Staudamm hält auch die jährlichen Überschwemmungen zurück. Diese brachten früher mit dem Wasser auch nährstoffhaltigen Schlamm herbei, der die Äcker auf natürliche Art und Weise düngte. Inzwischen aber versalzen die Böden im Niltal zunehmend, da die Mineralsalze nicht mehr ausgewaschen werden, die beim Verdunsten des leicht salzhaltigen Süßwassers auf der Bodenoberfläche zurückbleiben.Der Atatürk-Staudamm führte sogar schon in der Planungsphase zu Verstimmungen zwischen der Türkei und dem stromabwärts gelegenen Syrien. Die Syrer müssen befürchten, dass ihnen die Türken im wahrsten Sinn des Wortes den Hahn abdrehen. Selbst wenn die Türken guten Willen zeigen und sparsam mit dem Wasser des Stausees umgehen, können sie doch nicht verhindern, dass große Mengen des Euphratwassers durch die erhöhte Verdunstung verloren gehen. Syrien und der noch weiter stromabwärts gelegene Irak standen 1975 kurz vor einem Krieg, weil Syrien den Wasserspiegel des Euphrat abgesenkt hatte, um den Ath-Thawrah-Stausee aufzufüllen. Auch zwischen den beiden Staaten Israel und Jordanien gibt es immer wieder Streit um das knappe Wasser. Die Nutzung des Jordan wurde zwar mit dem Friedensabkommen von 1994 geregelt, Israel ist seither verpflichtet, eine bestimmte Wassermenge an Jordanien abzugeben. In Trockenperioden werden aber Kürzungen vorgenommen, politische Verstimmungen sind die Folge.Wirtschaftsaufschwung fördert ArbeitsmigrationNeben Umweltproblemen und Ressourcenmangel fördert auch die unterschiedliche wirtschaftliche Situation die Wanderungsbewegung von einer Region in die andere. Allerdings ist die Arbeitsmigration im großen Ausmaß eine vergleichsweise junge Erscheinung. Sie begann erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der reichen Industrienationen nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Münchner Politikwissenschaftler Peter Opitz unterteilt diese Ära der Arbeitsmigration in zwei Phasen: zum einen die Gastarbeiterbewegung in die klassischen Industrieländer, zum anderen Migrationen in Länder der außereuropäischen Welt.Während des Wirtschaftswunders kamen Millionen »Gastarbeiter« nach Nordamerika, Australien und Westeuropa. »In allen drei Regionen war es angesichts großer wirtschaftlicher Wachstumsraten zu Engpässen auf den Arbeitsmärkten gekommen, die durch Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte behoben wurden«, schreibt Opitz in seinem Buch »Der globale Marsch«. »Während in Nordamerika und Australien dabei zunächst Zuwanderer aus Europa favorisiert wurden und man erst ab Mitte der 60er-Jahre verstärkt Zuwanderer aus anderen Regionen — vor allem aus Asien und Lateinamerika — berücksichtigte, bezogen zu dieser Zeit die industriell boomenden Länder Westeuropas ihre Arbeitskräfte teils aus den weniger entwickelten Staaten Süd- und Südosteuropas und der Türkei, teils aus ehemaligen Kolonialgebieten.« Das Wirtschaftswunder endete bekanntlich 1973/74 mit der Ölkrise. Während der damaligen Rezession schwanden die Arbeitsplätze dahin, und die Einwanderung wurde daraufhin stark reglementiert.In den Golfstaaten dagegen ließen die hohen Ölpreise die Wirtschaft boomen. Hunderttausende von Arbeitssuchenden aus den armen Ländern des arabischen Raums und Asiens migrierten nun in die Golfregion. Ende der 1980er-Jahre lebten dort sieben Millionen ausländische Arbeiter. Auch in den »Tiger-Staaten« Südostasiens begann eine rasante wirtschaftliche Entwicklung — dank niedriger Löhne konnten nationale und internationale Unternehmen hier zu Dumpingpreisen produzieren. Singapur, Hongkong, Malaysia und Thailand zogen Millionen Arbeitskräfte aus ganz Asien an.Wie viele Ausländer verkraftet Europa?Der Zuzug von Millionen ausländischer Arbeitskräfte während der 1960er- und 1970er-Jahre schuf in den europäischen Industriestaaten ein multikulturelles Schreckgespenst, das bis heute durch die Alte Welt geistert. Die Einheimischen erleben, wie ganze Stadtteile von Menschen fremder Kulturen bewohnt werden und fürchten um ihre nationale Identität. Diese Ängste werden verständlich, wenn man sich die Migrationsdaten der vergangenen Jahrzehnte einmal etwas genauer ansieht: In den meisten Staaten Europas lag der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung noch in den frühen 1950er-Jahren unter zwei Prozent — nur rund fünf Millionen Einwohner der europäischen Länder besaßen damals einen fremden Pass. Zu Beginn der Siebziger-Jahre aber waren es bereits elf Millionen, 1992 stieg die Zahl auf 18,4 Millionen, das entspricht einem Ausländeranteil von 4,9 Prozent. »Die Geschichte der westlichen Industriestaaten kennt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts keine vergleichbare Dimension«, erläutert dazu Klaus J. Bade, Direktor des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück.Der schnelle Zuwachs der ausländischen Bevölkerung überfordert viele Europäer. Die Integration der ehemaligen »Gastarbeiter« aus den Mittelmeerstaaten ist noch nicht abgeschlossen — und schon stehen Millionen von Flüchtlingen vor der Tür. Die weit verbreitete Angst vor einer »Überfremdung« ist allerdings übertrieben, meinen die Experten des UN-Flüchtlingskommissariats UNHCR. In ihrer Agenda »The State of the World's Refugees« heißt es unter anderem: »Die Asyl-Krise in den industrialisierten Ländern wurzelt zu einem großen Ausmaß in Unwissenheit und Angst. Die Politiker und die Öffentlichkeit in diesen Ländern machen keinen Unterschied zwischen Flüchtlingen, Asylsuchenden und illegalen Einwanderern.«Nach Deutschland kamen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs rund 15 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene, Übersiedler und Aussiedler. Probleme bei der Integration der Zuwanderer gab es immer, allerdings reagierten die beiden deutschen Staaten BRD und DDR auf diese Schwierigkeiten unterschiedlich: Ausländische Arbeitnehmer, im Westen »Gastarbeiter« genannt, gab es auch im Osten. Dort lebten rund 200000 Menschen vorwiegend aus Vietnam und Mosambik; ihre Existenz wurde allerdings offiziell geleugnet. In dieser Tabuisierung liegt nach Ansicht von Klaus J. Bade eine der Wurzeln von Argwohn, Misstrauen und Hass. Nach der Wende richtete sich die Aggression gegen »Gruppen jener asylsuchenden Flüchtlinge, die im Sinne des Einigungsvertrages den neuen Bundesländern zugeteilt wurden«.Tabuisierungen und Verdrängungen gab es jedoch auch in der alten Bundesrepublik, meint Bade. Das »Gastarbeiterproblem« hält er für die Folge dieser Verdrängungspolitik: Gast ist nur, wer nicht auf Dauer bleibt. Tatsächlich aber gründeten Millionen von Arbeitsmigranten eine dauerhafte Existenz in Deutschland und wurden so zur größten Zuwanderungsgruppe: 14 Millionen Gastarbeiter kamen zwischen 1955 und der Wirtschaftskrise 1973 in die Bundesrepublik. Nur elf Millionen der meist aus dem Mittelmeerraum stammenden Gastarbeiter kehrten in ihre Heimatländer zurück, als die Regierung einen »Anwerbestopp« verhängte und »Rückkehrprämien« aussetzte. »Der Anwerbestopp hatte eine unerwartete, aber höchst erfolgreiche Nebenwirkung: Er wurde von vielen Arbeitsmigranten als Signal zum Dableiben verstanden«, erklärt der Bevölkerungswissenschaftler Rainer Münz. »Die Rückkehr ins jeweilige Herkunftsland wurde hinausgeschoben, weil die Arbeitsmigranten zu Recht befürchten mussten, kein zweites Mal hereingelassen zu werden.« Ab dem Jahr 1973 kamen zwar kaum noch neue Arbeitskräfte nach Deutschland, doch die Familienzusammenführung brachte dann trotzdem Millionen von Angehörigen in die Bundesrepublik: Zwischen 1973 und 1993 sank der Anteil der ausländischen Arbeitskräfte um ein Viertel, während sich die Ausländerzahl verdoppelte. Die Kinder und Enkel der ehemaligen Gastarbeiter sind nur eines von vielen »Zuwanderungs-Problemen« des vereinten Deutschlands. Viele sind zwar hier geboren und aufgewachsen, werden aber nicht als Deutsche behandelt.Schwierigkeiten bereitet auch die Integration von Aussiedlern aus Ost-, Mittel- und Südosteuropa. Diese Gruppe bildet die zweit stärkste zugewanderte Minderheit. Die Aussiedler sind zwar Deutsche im Sinne des Grundgesetzes, verfügen aber oft nur über mangelhafte Sprachkenntnisse, ihre Wertvorstellungen sind traditionell und unterscheiden sich in aller Regel grundlegend von denen der hier geborenen Bundesbürger.Die dritte Gruppe der Zuwanderer sind die Flüchtlinge und Asylbewerber aus Osteuropa und aus der Dritten Welt. Sie sind politisch Verfolgte nach Artikel 16 des Grundgesetzes oder nach der Genfer Flüchtlingskonvention. Im Jahr 1996 betrug ihre Zahl 1,6 Millionen, das entspricht einem Anteil von 21,9 Prozent aller Migrantinnen und Migranten in der Bundesrepublik Deutschland.Die Politik der bisherigen Bundesregierungen hat nicht viel zur Lösung der Migrations-, Integrations- und Minderheitenprobleme beigetragen, meint dazu Klaus J. Bade. »Die regierungsamtliche Politik«, so der Geschichtswissenschaftler, »reagierte über die Wende von 1992 hinweg auf die vorgelegten Bestandsaufnahmen und Entwicklungsperspektiven mehr als ein Jahrzehnt lang mit defensiver Erkenntnisverweigerung. Das sprach aus dem parteiübergreifenden, noch Anfang der 1990er-Jahre gültigen, demonstrativen Dementi: Die Bundesrepublik ist kein Einwanderungsland!«Dipl.-Geol. Monika WeinerWeiterführende Erläuterungen finden Sie auch unter:Bevölkerungsexplosion und Wanderungen: Lösungsansätze
Universal-Lexikon. 2012.